Palliative Pflege zum humanen Sterben

 Noch vor zweihundert Jahren war es üblich, sterbende Menschen Zuhause zu betreuen und sie bis zu ihrem letzten Atemzug zu begleiten. Heute gibt es Kliniken und Krankenhäuser, die Kranke und Sterbende aufnehmen und ihnen mit viel Technik und professioneller Seelsorge zur Seite stehen. Trotz schnellem, medizinischem Fortschritt gibt es noch immer viele unheilbare Krankheiten, die unweigerlich zum Tod führen und Menschen mit diesen Krankheiten wollen in Würde ihre letzte Lebensphase selbst gestalten. Die Palliativ-Pflege setzt genau hier an.

Die Pflegebedürftigkeit im Alter wird von vielen Angehörigen geleistet, doch ob sie auch den letzten Weg begleiten können? Altenpflege und Betreuung von Angehörigen ist eben ein ganz anderer Dienst, als die Sterbebegleitung. Auch wenn man sich eine Entlastung bei Pflege durch die Altenpflegerin leistet, kann diese bei der palliativen Pflege keine oder nur wenig Unterstützung bieten.

Humanes Sterben – was ist das?

Human bedeutet menschlich und wenn ein Körper an viele verschiedene medizinische Apparate angeschlossen ist und die Technik das Leben verlängert, empfinden das viele als nicht menschlich. Der Tod ist ein Teil des Lebens und immer mehr Menschen möchten human sterben und nicht in der Klinik ans Bett gefesselt die letzten Tage auf Erden erleben. Die Palliativ Pflege versucht die Leiden und Schmerzen, die eine unheilbare Krankheit mit sich bringt, zu lindern. Sie sieht sich jedoch nicht als lebensverlängernde Maßnahme, denn Sterbende wissen, dass ihr Tod unausweichlich ist und sie möchten die letzte Lebensphase mit Erlebtem füllen und nicht völlig bewegungsunfähig an medizinischen Geräten hängen. Humanes Sterben hat nichts mit Sterbehilfe zu tun, es bedeutet einfach die Tatsachen zu akzeptieren und die verbleibende Zeit möglichst beschwerdefrei erleben zu wollen. Das gilt für Patienten einer Klinik genauso wie für unheilbar Kranke, die Zuhause von Ärzten und ihren Angehörigen gepflegt werden.

Die Palliativ-Pfleger lindern Schmerzen und unterstützen die Psyche

Sie begleiten die Sterbenden also im besten Sinne auf ihrem letzten Weg. Menschen, die sich nie mit ihrer eigenen Vergänglichkeit auseinandersetzen mussten, können sich nur schwer in die Psyche eines Todkranken einfühlen. Auch wenn ein Familienangehöriger unheilbar krank ist, können die Angehörigen oft nur wenig emotionale Unterstützung leisten und sind teilweise sogar selbst auf Hilfe angewiesen. Die Palliativ-Pflege leistet diese Unterstützung nicht nur im medizinischen Sinn, sondern der Arzt ist auch gleichzeitig Ansprechpartner für die Sorgen und Probleme unheilbar Kranker und ihrer Angehörigen. Neben der medizinischen Versorgung, die auch vorbeugend gegen Schmerzen und Symptome eingesetzt wird, ist vor allem die Psyche der Betroffenen und ihrer Angehörigen ein großes Problem. Verliert ein Pflegebedürftiger eine wichtige Körperfunktion, so sind die Lieben von diesem Verlust meist genauso betroffen und der Arzt, der die Palliativpflege leistet, kann hier in Gesprächen seine seelische Unterstützung anbieten. Die schwere Zeit des Sterbens kann so ein klein wenig erleichtert werden, damit der Sterbende mit seiner Familie noch einige zufriedene Tage verleben kann und der nahende Tod nicht alle Beteiligten lähmt.

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