Skandale um Fassbinders Erben

Die großen Erfolge des deutschen Filmschaffenden Rainer Werner Fassbinder, der 1982 im Alter von nur 37 Jahren verstarb, sind vor allem den 1970er- und 1980er-Jahren zuzuordnen und liegen somit schon einige Jahre zurück. Nichtsdestotrotz ist das Werk von Rainer Werner Fassbinder unvergessen und nach wie vor der Inbegriff des Neuen Deutschen Films. Fassbinder machte aber nicht nur durch über 40 Filme in 13 Jahren auf sich aufmerksam, sondern sorgte immer wieder durch Skandale für Schlagzeilen. Er war ein wichtiger Vertreter des sogenannten neuen deutschen Films. Er war zudem sehr belesen und schrieb auch eigene Theaterstücke Gedichte und Kurzgeschichten. Eine Aufnahme in die Schauspielschule, bzw. ein Abschluss gelang ihm allerdings nicht. Vielleicht widmete er sich gerade deshalb mit ganzer Kraft dem Filmschaffen.

Rainer Werner Fassbinder galt zu Lebzeiten als Exzentriker. Aber selbst nach seinem tragischen und frühen Tod am 10. Juni 1982 mit nur 37 Jahren fand das Medieninteresse kein Ende. Noch heute beschäftigen die Skandale um das Erbe von Rainer Werner Fassbinder nicht nur dessen Angehörige und Hinterbliebene, sondern lässt die Gerüchteküche auch über 30 Jahre nach seinem Tod brodeln. In der Presse ist immer wieder die Rede von Erbstreitigkeiten.

Der Nachlass von Rainer Werner Fassbinder und die Fassbinder Foundation

Nach dem Tod von Rainer Werner Fassbinder fiel dessen Nachlass an seine Eltern. Seine Mutter Liselotte Eder zahlte seinen Vater aus und rief 1986 die Fassbinder Foundation (RWFF) ins Leben, deren Hauptanliegen die Unterstützung in Not geratener Künstler sein sollte. In diese Foundation legt die Mutter ihren Erbteil ein um die künstlerische Arbeit ihres Sohnes weiterhin wachzuhalten. Auch der Vater gab seinen ausbezahlten Erbteil später dazu. Darüber hinaus wurde die Stiftung mit sämtlichen Rechten am Nachlass von Rainer Werner Fassbinder ausgestattet. Folglich obliegt es der Fassbinder Foundation, die filmischen und sonstigen Werke zu verwalten. Entsprechende Einnahmen, die hieraus resultieren, stehen demnach der Stiftung zu.

Die Leitung der Fassbinder Foundation hat bereits vor einigen Jahren Juliane Lorenz übernommen, nachdem die Mutter von Rainer Werner Fassbinder ihr diese Position, wie es das Stiftungsrecht vorsieht, übertragen hatte. Lorenz soll nicht nur die Cutterin des berühmten Filmemachers, sondern auch dessen Ehefrau gewesen sein. Hierbei handelt es sich allerdings um ein großes Streitthema, das auch hinsichtlich des Nachlasses von Fassbinder für massive Konflikte verantwortlich ist. Medienberichten zufolge sollen einige Menschen aus dem Umfeld von Rainer Werner Fassbinder, darunter auch seine frühere Ehefrau Ingrid Caven, dessen Ehe mit Juliane Lorenz anzweifeln, da ein schriftlicher Nachweis hier auch nicht vorliegt.

Die Stiftung und der künstlerische Nachlass

Streitigkeiten sorgen bis heute für Skandale um Fassbinders Erben. Etwaiges Nachlassvermögen steht hier allerdings nicht direkt im Mittelpunkt, denn es geht vielmehr um das Werk von Rainer Werner Fassbinder und die Fassbinder Foundation. Juliane Lorenz war die letzte Frau an der Seite von Rainer Werner Fassbinder und ist die alleinige geschäftsführende Gesellschafterin der Rainer Werner Fassbinder Foundation. Die Stiftung widmet sich vorrangig dem künstlerischen Nachlass des Filmschaffenden und präsentierte 1992, also zehn Jahre nach dem Tod von Rainer Werner Fassbinder, eine erste, komplette Retrospektive. In Berlin sowie Asien, Südamerika und Europa fand so das Gesamtwerk von Fassbinder wieder verstärkt Beachtung. Das filmische und literarische Werk von Rainer Werner Fassbinder wurde von der Stiftung aufgearbeitet und wird Stück für Stück veröffentlicht. Auf diese Art und Weise soll sichergestellt werden, dass sein Werk für die Nachwelt erhalten bleibt.

Mit „The Fassbinder Foundation“ entstand 1998 auch in den USA eine gemeinnützige Stiftung mit dem Ziel, das Lebenswerk von Rainer Werner Fassbinder, das längst als internationales Kulturgut zu betrachten ist, zu schützen und zu verbreiten. Die Leitung der New Yorker Foundation obliegt nicht allein Juliane Lorenz, obwohl sie auch hier eine leitende Position im Stiftungsvorstand innehat. Da sie eng mit ihm zusammengearbeitet hat müsste sie eigentlich wissen, wie seine Visionen waren und welche Art der Präsentation er sich zu Lebzeiten gewünscht hätte.

Trotz aller Probleme und Skandale um die Erben von Rainer Werner Fassbinder leistet die Fassbinder Foundation gute Arbeit und widmet sich dem umfassenden Werk des Ausnahmekünstlers. Die Regie in Dokumentarfilmen, Bühnenstücken, Fernsehproduktionen und auch seine Auftritte als Schauspieler sind nur ein kurzer Abriss seiner Schaffensperioden. Er galt zudem als bekennender Homosexueller und hätte sich vielleicht königlich darüber amüsiert, dass gerade die Frauen in seinem Leben nun die Oberhand über seine Schaffenskraft haben und diese in die Welt hinaustragen. Vielleicht hätte er aber auch in ebenso üblicher Art eher zynisch reagiert, das weiß man bei großen Künstlern nicht so genau.

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